Der gestalttherapeutische Therapieverlauf einer Einzeltherapie
Vor einer Einzeltherapie konkretisieren wir in einem Erstgespräch Ihr Therapieanliegen und Ihre Entwicklungsziele.
Im Psychotherapieverlauf beginnen wir dann mit dem, was Sie im Moment, im Hier und Jetzt bewegt. Wir gehen so weit in die Vergangenheit zurück, wie es nötig ist. Dann setzen wir Impulse für Ihre Entwicklung in der Zukunft. Wenn Lebenskrisen spirituelle Dimensionen enthalten, können wir diese zusätzlich aufgreifen und nutzen.
Mir ist es wichtig, dass Sie sich im Gestalttherapiesetting akzeptiert und angenommen fühlen und wir im Dialog gemeinsam eine Atmosphäre schaffen, in der es Ihnen möglich ist, sich konstruktiv für Ihre Themen zu öffnen.
Auch nachdem Sie sich für einen Gestalttherapieprozess entschieden und Vertrauen zu mir aufgebaut haben, können immer noch und immer wieder Zweifel und Widerstände auftreten. Diese sind mir herzlich willkommen, denn sie entpuppen sich fast immer als wichtige Bausteine in Ihrer Weiterentwicklung!
Im Psychotherapiegeschehen fördere ich Ihre Selbstwahrnehmung und konzentriere mich hierbei auf besonders emotional besetzte Knotenpunkte. Das hilft Ihnen, Ihre Problemthemen so zu verarbeiten, dass Sie sich von Ihren psychischen „Altlasten“ und überflüssig gewordenen Denkmustern lösen können und gestärkt und selbstbewusst Ihren weiteren Lebensweg gestalten.
Die Einladung zum Experiment ist ein wichtiges Element meiner gestalttherapeutischen Arbeit. Wenn Sie es wünschen, arbeiten wir mit Körpersprache und -bewegung, teilweise mit Aufstellungen und der inneren Bühne, mit Visualisation und mit inneren Bildern.
Was passiert in einer Gestalttherapie?
Die gestalttherapeutische Wirkungs- und Arbeitsweise kann man gut auf der Grundlage des Modells des gestalttherapeutischen Kontaktzyklus nachvollziehen. Dieser beschreibt Phasen psychischer Bedürfnisbildung in Zusammenhang mit mentalen und körperlich-energetischen Prozessen. Stellen Sie sich vor, dass Sie nach längerer Zeit des Alleinseins ein Bedürfnis spüren, mit einem guten Freund Zeit zu verbringen. Dies passiert in der ersten Phase des Zyklus.
Vor dem Hintergrund psychisch-homöostatischer Bewegungen (Es ist genug, allein zu sein) entsteht das Bedürfnis (mit dem guten Freund zusammen sein zu wollen), das wahrgenommen wird (Ich habe Lust dazu). In der zweiten Phase wird ein psychisch-mentaler Prozess in Gang gesetzt: Mit wem mag ich mich treffen? Wer kommt in Frage und kann auch Zeit haben? Was könnten wir gemeinsam machen, woran wir beide Freude haben? Dieser Prozess lässt vor dem inneren Auge unterschiedliche Möglichkeiten entstehen und bewertet sie, bis man sich schließlich für eine entscheidet (Jetzt wäre es doch gut, mich mit meinem guten Nachbarn zu treffen). Das setzt Handlungsenergie in Gang, man ruft an und geht direkt dorthin.
Das Treffen, das anregende Gespräch, der Austausch mit dem guten Nachbarn charakterisieren die dritte Phase, die als „Vollkontakt“ bezeichnet wird.
Das Sich-Verabschieden, nach Hause zurückkehren, die Begegnung nachschwingen lassen, die Erfahrungen verdauen und innere Ruhe wieder einkehren lassen bilden die zentralen Elemente der vierten Phase.
In einer gestalttherapeutischen Sitzung werden die Blockierungen, die in einzelnen Phasen entstanden sind und die man im täglichen Leben als Problem X bzw. als psychisches Leiden erlebt, aufgespürt und aufgelöst, so dass die psychische, mentale und körperliche Energie wieder fließen kann. Um zum einfachen Beispiel zurückzukehren. Blockierungen in der ersten Phase könnten sein, dass jemand sein Bedürfnis gar nicht wahrnimmt, weil er nicht gelernt hat, nach innen zu hören, oder weil er z.B. sehr intensiv mit Computerspielen, Arbeit oder Ähnlichem beschäftigt ist, so dass kein Raum für die innere Wahrnehmung bleibt. Manchmal gibt es auch widersprüchliche Wünsche und Bedürfnisse. Man möchte „mit dem guten Freund zusammen sein“, gleichzeitig aber schwingt z.B. der beim letzten Treffen noch ungelöste Konflikt mit, so dass man sich gar nicht zugeben kann, dass man den anderen gerne treffen mag. Eine andere Art der Blockade können auch moralische Zeigefinger sein wie z.B: „Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen“. Selbstverständlich können Blockierungen in allen Phasen stattfinden.
Das Wahrnehmen der individuellen Blockade ist der erste Schritt zu Veränderung in der Gestalttherapie. Für manche Menschen ist das Einbeziehen der biografischen Erlebnisse (Woher kenne ich diese Gefühle, solche Situationen?) hilfreich, um die Blockaden aufzulösen, anderen reicht es, sich zu vergegenwärtigen, dass man mit den problematischen Situationen anders umgehen kann. Gestalttherapie heißt also auch, dass die psychotherapeutische Arbeit sich an den individuellen Bedürfnissen und Wünschen des Klienten orientiert.