Gestalttherapie für Paare
Gestalttherapie hilft Paaren sich im Rahmen einer Paartherapie, von der negativen Dynamik zu distanzieren und einen neuen Blick auf sich selbst und das Gegenüber zu gewinnen, um damit Auswege aus einer negativen Beziehungsschleife zu finden.
Wenn Paare in meine Beratungspraxis kommen, haben sie meist schon eine Geschichte voller Enttäuschungen, Verletzungen, Ärgerszenarien, sich im Kreise drehenden Streitgesprächen, unerfüllten Wünschen und vielen Bemühungen, es doch wieder hinzubekommen, hinter sich.
Mein Ansatz in der Paartherapie
Um solche emotionalen Verknotungen aufzulösen, nutze ich in einer Paartherapie folgende Interventionen:
Zunächst ist es mir wichtig, beide Individuen sowohl als Einzelpersonen als auch als Paargesamtheit zu verstehen, ihnen wertschätzend gegenüber zu treten und gemeinsam mit ihnen eine Atmosphäre des Vertrauens zu schaffen, damit sich keiner bevorzugt oder benachteiligt fühlt.
In der systemischen Therapie nennt man dies eine allparteiliche Haltung.
Im Folgenden erweist es sich als hilfreich, wenn Paare lernen, wieder miteinander zu sprechen. Dazu gehört es, von dem eigenen Erleben zu sprechen (Ich-Botschaften), statt mit Vorwürfen und mit „Du bist so-und-so Botschaften“ zu beginnen.
Ein „immer ist es so“ wird zurück in die konkreten Begebenheit verwandelt (Generalisierungen aufheben, Konkretisieren).
Ebenso lernen Paare, sich gegenseitig zuzuhören (aktives Zuhören), sich zu vergewissern, dass man den anderen richtig verstanden hat (kontrollierter Dialog).
So entsteht wieder eine Offenheit und Klarheit, in der beide Partner sich konstruktiv miteinander austauschen und neue Perspektiven entwickeln können.
Aber nicht nur das Verständnis von hilfreicher/guter Kommunikation braucht es, wenn Paare einen neuen Weg finden wollen, sondern auch das Verstehen unbewusster Dynamiken.
Das Unbewusste in der Gestalttherapie
In unserem Unbewussten sind unter anderem kindliche Ich-Anteile, Erfahrungen mit bedeutsamen Beziehungspersonen, Erlebnisse in Peergruppen, und unsere Glaubenssätze verankert und aktiv.
Aktiv heißt: wir haben so etwas wie intrapsychische Repräsentanzen in uns ausgebildet (Gestalten nennt es die Gestalttherapie, von Introjekten spricht man in der Psychoanalyse, Schemata sind es in der Schematherapie) die mit unserem Denken, Fühlen, Körperempfinden und Handlungen verbunden sind bzw. sich auf diese auswirken.
Bildlich kann man sich das Ganze als Bühnenstück mit verschiedenen Figuren vorstellen. Manche sind ganz laut, stehen im Vordergrund, manche sind ganz leise, fast schon versteckt.
Von diesem Bühnenstück bekommen wir bewusst manchmal nur das Ende mit. Könnten wir das ganze Bühnenstück verfolgen, dann würden wir oftmals auch anders handeln, anders für uns selbst sorgen und uns wohler fühlen.
Wenn man umgangssprachlich sagt, da passen „Topf und Deckel zusammen“, dann beschreibt das, dass man sich Partner sucht, die natürlich auch zu unseren unbewussten Wünschen und inneren Bildern passen.
Rollenverhalten bei Paaren
Hat einem als Kind eine gute Versorgung und Fürsorge gefehlt, dann kann man sich zum Beispiel einen Partner aussuchen, der einem gerade auf diesem Gebiet vielversprechend erscheint. Das muss gar nicht ein bewusstes Aussuchen sein, das ist vielleicht eine unbewusste Attraktion oder Auswahl. Und das kann auch gut gehen.
Im negativen Fall aber kann es passieren, dass sich das Paar in den Rollen: Versorger und Versorgungsempfänger festschreibt und gerade daraus dann Streit entsteht. Es kann dabei zu Einseitigkeiten kommen und die Fürsorge wird nun eher als Kontrolle erlebt.
Sätze wie „Du schreibst mir immer alles vor!“ oder „Du lässt immer mich das machen!“ sind bekannte Vorwurfskonstellationen. War es zu Beginn noch angenehm, gut versorgt zu werden, kann dies auf Dauer aber zu einem Gefühl von Enge führen und zu einem Gefängnis werden.
Nähe und Distanz bei Paaren
Ich finde bei Paaren oftmals das Problem vor, dass beide vergleichbare biographische Erfahrungen gemacht haben und daraus Verhaltensmuster entwickelt haben, die vielleicht zur Anfang der Beziehung unproblematisch oder in ihrer Ausprägung möglicherweise sogar sehr attraktiv waren, die mit der Zeit aber auch ihre Kehrseiten zeigen.
Hierbei denke ich an allgemein menschliche Themen wie zum Beispiel Nähe- und Distanzverhalten.
Gab es in der Kindheit verletzende Erfahrungen mit Nähe, so ist man vorsichtig, möchte sich vielleicht ein Hintertürchen offen halten, braucht vielleicht immer wieder die Rückversicherung, wirklich geliebt zu werden.
Wenn diese biographischen Verletzungen unbewusst, d.h. wenig ausgesprochen, wenig aufgearbeitet und daher in der Paarbeziehung aktiv sind, entstehen hieraus auch Konflikte.
Auseinandersetzungen und Konflikte in einer Paarbeziehung
Vermeiden beide Partner das Sich aufeinander Einlassen, muss eine Distanz aufrecht erhalten werden, die einer gelingenden und sich vertiefenden Partnerschaft eindeutige Entwicklungsgrenzen setzt. Kennen beide wenig Abgrenzungsverhalten und bevorzugen sehr symbiotische Beziehungskonstellationen, kann es unerträglich eng werden.
Das letzte Beispiel zeigt einen weiteren Aspekt in der Paartherapie auf. Es braucht auch eine Auseinandersetzungs- und Konfliktkultur.
Es ist gut zu erfahren: ich kann mich mit meinem Partner streiten und unsere Beziehung wächst daran. Ich darf mich abgrenzen und unsere Beziehung vertieft sich.
So können auch neue Dimensionen in der Paarbeziehung eröffnet werden. So wie es um Wachstum in der Einzeltherapie geht, strebe ich als Paartherapeutin auch in der Paartherapie an, solche Wachstumspotentiale freizulegen und Neuentwicklungen anzustoßen.
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